Auf dem Dach der Vilshofener Erlöserkirche sitzt ein Reiter - kein Mensch, sondern ein kleiner Turm, den nennt man "Dachreiter". Darin befinden sich die beiden Kirchenglocken, die heute zum vielfach wiederholten Male unsere Andacht eingeläutet haben. Vielleicht haben Sie ja heute auch schon zum wiederholten Male unsere Andacht angeklickt. Wie dem auch sei:
Wir heißen Sie in unserer unsichtbaren Andachtsgemeinde herzlich willkommen.
Dachreiter der Erlöserkirche zu Vilshofen - Foto: Greinke.
Es ist heute die 24. in diesem Kirchenjahr und zwar zum Sonntag "Exaudi" - "Höre mich"! Das ist der Anfang von Psalm 27, Vers 1: "Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe!"
Galt der Name des vorigen Sonntags Rogate uns als Aufforderung "Betet"! , so ist der Name Exaudi - "Höre mich!" eine Aufforderung an Gott. So legt dieser Sonntag nochmals einen Schwerpunkt auf das Gebet.
Herr, höre, Herr, erhöre!" Das ist das Lied EG 423. Die Melodie ist auch von anderen Liedern her sehr bekannt. Wir hören sie jetzt dazu ein zweistimmiges Orgelstück, wo die Melodie verziert ist und dann eine schlichte vierstimmigen Orgelsatz.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Frühlings-Mondmonat Nisan ist vorbei. Der zweite Mondmonat in der biblischen Reihenfolge ist da: Wir haben den 4. IJaR. Die zunehmende Mondsichel zeigt es uns an.
Bild: de.tutiempo.net - 4. IJaR
St. Pankratius - sein Name bedeutet "Allherscher" - ist einer der 5 sogenannten "Eisheiligen", die seit dem Mittelalter wegen Kälteperioden im Mai just an ihren Gedenktagen so genannt werden. Er gehört auch zu den sogenannten "Vierzehn Nothelfern".
Im ökumenischen Heiligenlexikon kann man von ihm lesen: "Pankratius" wurde um 290 als Sohn des vornehmen und wohlhabenden römischen Bürgers Cleonios und seiner Ehefrau Cyriada in Synnada, einem Ort in der griechischsprachigen Provinz geboren. Seine Mutter starb bald nach seiner Geburt, sein Vater ein oder einige Jahre danach.
Pankratius wurde von seinem Onkel Dionysios aufgenommen und erzogen. Zwischen 295 und 303 reiste dieser mit seinem Neffen nach Rom, um für einige Zeit auf den Familiengütern auf dem Monte Celio - einem der sieben Hügeln Roms - zu leben.
In der Nähe der Güter soll sich auch der Bischof von Rom Caius aus Angst vor der Christenverfolgung in einem Versteck aufgehalten und viele Menschen der Umgebung zum Christentum bekehrt haben. Pankratius und sein Onkel waren von den Worten und Taten des Bischofs angetan, begaben sich zu ihm und erhielten nach einer 20-tägigen Unterweisung die Taufe.
Dionysios starb bald darauf, Pankratius unterstützte mit dem ererbten Vermögen in Not geratene Christen und bekannte sich öffentlich zu seinem neuen Glauben. Aufgrund des allgemeinen Verfolgungsbefehls des Kaisers Diokletian wurde der Jüngling, der kurz zuvor sein Hab und Gut verschenkt hatte, verhaftet.
Da er von vornehmer Abstammung war, wurde er dem Kaiser, der Pankratius Vater gut gekannt haben soll, vorgeführt. Diokletian versprach Pankratius für den Fall, dass er vom Christenglauben abschwören sollte, alle Vorteile des Lebens. Der inzwischen etwa vierzehnjährige Jüngling ließ sich jedoch nicht von seinem Glauben abbringen. Rasend vor Wut über die Standhaftigkeit und den Mut eines solch jungen Burschen ließ Diokletian schließlich das Todesurteil über ihn fällen.
Pankratius vor Kaiser Diokletian - nach einem Stich auf dem 19. Jahrhundert - Foto: Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon.
Bis zum letzten Augenblick pries der mutige Christ seinen Herrn Jesus Christus. Den Leichman des jungen Märtyrers ließen die Schergen zum Fraß für die Hunde liegen. Unter Lebensgefahr barg die Senatorengattin Octavilla die sterblichen Überreste und trug sie zur Via Aurelia zu den dortigen Katakomben, wo sie eine Gruppe Gläubiger beisetzte.
Hier noch zwei Bauernregeln:
- Wenn`s an Pankratius gefriet, so wird im Garten viel ruiniert.
- Ist Sankt Pankratius schön, wird guten Wein man sehn.
Pankratius wird oft in vornehmer Kleidung oder Ritterrüstung mit Schwert, Märtyrerkrone und Palme - auch in Wappen - dargestellt. Orte, Kirchen und Menschen tragen seinen Namen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott erhört Gebet. Wie, das sei ihm überlassen. Wir dürfen aber alle unsere Anliegen auf ihn gleichsam werfen, wie es in Psalm 55, Vers 23 steht: "Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen."
Heute möchte ich von Hanna erzählen. Ihr Ehemann hatte - wie es damals durchaus üblich war, 2 Frauen. Hanna war die zweite und kinderlos.
Die andere Ehefrau hatte Kinder, beleidigte, reizte und demütigte Hanna, wo sie nur konnte, besonders immer dann, wenn die Großfamilie zur Stiftshütte ging, um anzubeten. Das ist der mobile Tempel, der zu jener Zeit in Schilo stand. Der Ort liegt ungefähr 30 km nördlich von Jerusalem.
Elkana, ihr Mann, liebte Hanna sehr, von der es heißt, dass "der HERR ihren Leib verschlossen hatte". Während alle sich am Festmahl labten, aß Hanna nichts. Im 1. Buch Samuel, Kapitel 1, wird nun erzählt, wie diese Geschichte weiterging:
Da stand Hanna auf, nachdem sie in Silo gegessen und getrunken hatten. Eli aber, der Priester, saß auf einem Stuhl am Türpfosten des Tempels des HERRN. Und sie war von Herzen betrübt und betete zum HERRN und weinte sehr und gelobte ein Gelübde und sprach:
,,HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang, und es soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen."
Und als sie lange betete vor dem HERRN, achtete Eli auf ihren Mund; denn Hanna redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippe bewegten sich, ihre Stimme aber hörte man nicht. Da meinte Eli, sie wäre betrunken, und sprach zu ihr: ,,Wie lange willst du betrunken sein? Gib den Wein von dir, den du getrunken hast!" Hanna aber antwortete und sprach:
,,Nein, mein Herr! Ich bin eine betrübte Frau; Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet. Du wollest deine Magd nicht für eine zuchtlose Frau halten, denn ich habe aus meinem großen Kummer und Herzeleid so lange geredet."
Eli antwortete und sprach: "Geh hin mit Frieden; der Gott Israels wird dir die Bitte erfüllen, die du an ihn gerichtet hast." Sie sprach:
,,Lass deine Magd Gnade finden vor deinen Augen."
Da ging die Frau ihres Weges und aß und sah nicht mehr so traurig drein. Und am anderen Morgen machten sie sich früh auf. Und als sie angebetet hatten vor dem HERRN, kehrten sie wieder um und kamen heim. Und Elkana erkannte Hanna, seine Frau, und der HERR gedachte an sie. Und Hanna ward schwanger; und als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn und nannte ihn Samuel;
,,denn ich hab ihn von dem HERRN erbeten."
Der Name "Samuel", im hebräischen Original "Schömue-el" oder "Schmu-el" bedeutet: "Gott hat erhört" oder auch "der von Gott Erhörte". Er setzt sich zusammen aus den Worten SchaMa=hören und EL=Gott. Es ist einer der beliebtesten hebräischen Namen.
Ja, Gott erhört Gebet. Das bezeugen alle, die diesen Namen - in welcher Form auch immer - tragen. Wie in dieser Geschichte kann es vorkommen, dass Gott jemandem scheinbar etwas vorenthält, um es dann zu seinem Zeitpunkt zu geben und darauf Segen ruhen zu lassen.
Hanna bringt ihren Sohn Samuel zum Priester Eli. Bild: subeloa11.blogspot.com
Hanna erfüllte ihr versprechen und sie gab Samuel in seiner Jugend zum geistlichen Dienst an der Stiftshütte, und zwar mit einem großen Lobgesang, der mit diesen Worten beginnt:
,,Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils."
Samuel wurde der bedeutendste Priester zu jener Zeit, als das Königtum in Israel aufkam, also etwa um 1000 vor Christus. Er salbte den ersten König Saul und dann auch den zweiten König David.
Was ist von unserer Seite nötig, damit wir eine Gebetserhörung erfahren?
- dass wir unser Anliegen vor Gott bringen,
- dass wir IHM gegen allen Anschein vertrauen,
- dass wir akzeptieren, wie ER entscheidet und erhört.
Wie Gott auch immer entscheiden mag, führt er seine Sache zum Segen und zum Wohle aus. -AMEN-
Passend zum Thema sind vom Lied 361 "Befiehl du deine Wege" die Strophen 8 bis 10;
8. Ihn, ihn lass tun und walten, / er ist ein weiser Fürst / und wird sich so verhalten, / dass du dich wundern wirst, / wenn er, wie ihm gebühret, / mit wunderbarem Rat / das Werk heinausgeführet, / das dich bekümmert hat.
9. Er wird zwar eine Weile / mit seinem Trost verziehn / und tun an seinem Teile, / als hätt in seinem Sinn / er deiner sich begeben / und sollt`st du für und für / in Angst und Nöten schweben, / als frag er nichts nach dir.
10. Wird`s aber sich befinden, / dass du ihm treu verbleibst, / so wird er dich entbinden, / da du`s am mindsten glaubst; / er wird dein Herze lösen / von der so schweren Last, / die du zu keinem Bösen / bisher getragen hast.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater!
Du hast das Flehen von Hanna auf wunderbare Weise erhört. Du kennst meine Sorgen und Nöte und weißt, was mein Herz bewegt. Dessen bin ich gewiss und dafür danke ich dir. So bitte ich dich: Nimm dich meiner an und fülle meinen Mangel mit deiner Gnade. Das gleiche erbitte ich für alle Menschen. Heute bitte ich dich um Erbarmen für die vielen Menschen, die nicht beten können oder wollen. Und was mich sonst noch bewegt, bringe ich vor dich mit den Worten, die Jesus gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL..........-AMEN-
Wir beenden unsere Andacht nach dem Segen mit einem Andante in C-Dur von D. Paulstich; das ist ein weithin unbekannter Komponist des 19. Jahrhunderts.
Und vergessen Sie nicht: Gott erhört Gebete!
Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-
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